Über das Dach der Tour: Tarascon s/A – Puigcerdà (E)

77 km

6:55:00

1580 m
opsi

Dass es heute über die Route d’Espagne erstens nach Spanien und zweitens über das Dach der Tour (unserer diesjährigen) gehen würde, war uns schon am Vorabend klar. Angesichts von 1200 erwarteten Höhenmetern erwogen wir auch Alternativen (z. B. ein Stück mit dem Zug zu fahren). Aber wir sind bisher auch immer durchgekommen. Also Wecker auf 06.30 gestellt, um möglichst früh auf der Piste zu sein, denn der Wetterbericht kündigte Gewitter an unserem Zielort im Laufe des Nachmittags an.


Nach einem schönen Frühstück – unser Gastwirt hatte fast alles selber hergestellt – und ein paar aufmunternden Worten ging’s mit dem Achtuhrschlag der Kirche von Tarascon sur Ariège auf die Piste. Leichter Nieselregen, aber die Tropfen waren nicht so dicht wie der Verkehr Richtung Ax-les-thermes. Radfahrerisch bescheidener Fun-Faktor, zumal es vom Start weg immer subtil hoch ging.


In Ax nach einem kurzen Pump-Stopp (ein halbes Bar mehr macht auf einer Bergetappe einiges aus) und einem Kaffeegipfelistopp dann weiter. Das Wetter mittlerweile trocken und angenehme Temperatur. Allerdings permanent viel Verkehr (Richtung Andorra). Immer dasselbe: Zuerst ein Truck, der einem auf der engen Strasse fast aus der Bahn reisst, dann die Schlange von Autos hinter dem Laster. 


Im kleinen Gang wie mit Motörli schön regelmässig Frequenz fahren. Gerade im richtigen Moment – kurz vor dem Hungerast – dann in L’Hospitalet-près-de-l’Andorre eine Imbissbude mit Sandwiches und gekühlten Getränken. Und Herausgeldautomat. Ein weiteres Effizienz-Tool der Franzosen. Jedem Kunden drei Minuten erklären, wie er eine 10-€-Note einlegen muss, um dann aus einem anderen Fach das Retourgeld zu erhalten…


Und dann kann der härtere Teil der Etappe. Kurz nach dem Zwischenstopp wurde klar, dass Komoot und der Navi-Dog die Benützung des Tunnels vorgesehen hatten. Die ist aber für Radfahrer eben nicht zur Benützung vorgesehen. Also nichts mit höchsten Punkt erreicht und jetzt nur noch runter. Vielmehr: Jetzt noch ein kleines Pässchen, quasi als Zugabe.


Und es wurde deutlich steiler. Der Navi-Dog sagte gar nichts mehr, Zzzabine gab zuerst bekannt, dass sie ab sofort für ein E-Bike spare, dann, dass sich das erübrige, weil sie nie mehr Velofahren und überhaupt heim wolle. Und Andi hatte auch keine schlagenden Argumente mehr, weshalb man sich in den Ferien doch ab und zu ein wenig quälen soll.


Rettung brachte – wieder genau im richtigen bzw. im letzten Moment – eine Verzweigung. Hier nach Andorra und nach Barcelona (212 km), hier über «unseren» Pass, den Col du Puymorens. Und der sollte in 3 km erreicht sein. Das mobilisierte wieder Kräfte. Zudem braute  sich hinter uns ein deftiges Gewitter zusammen, das unsere Verfolgung aufnahm. So beliessen wir es auf dem Col bei einem kurzen Passhöhenbild, dann ins Regendress und ab die Post. War eine wirklich coole Abfahrt: 24 km Rüssel runter und kaum treten müssen. Etwas feucht, aber Strasse bestens befahrbar.


Der Übergang von Frankreich nach Spanien dann ziemlich unspektakulär: «Route barrée». Irgend eine grüne Grenze, wo man einfach ein paar Betonblocks in die Mitte der Landstrasse gestellt hat.

Kaum im Hotel «Villa Paulita» in Puigcerdà angekommen und unsere Maschinen in der Tiefgarage eingeschlossen hat uns das Gewitter dann eingeholt. Ätsch, wie waren schneller.


Einziger Programmpunkt vor dem Nachtessen: Duschen und anschliessendes Lockern von Betongbeinli.

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